Flugkarabiner Dauerschwingbelastung | AUSTRIALPIN
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SICHER UNTERWEGS IM FLUGSPORT

Warum du deine Flugkarabiner öfter tauschen solltest.

Paragleiter- und Hängegleiter-Fans hängen wortwörtlich mit ihrem Leben daran, trotzdem wird ihnen beim Flugsport viel zu wenig Bedeutung zuteil: Flugkarabiner. Während klar sichtbares Flugequipment wie Gleitschirm oder Gurtzeug zumeist regelmäßig und gerne erneuert wird, ist jahrelanger Dauereinsatz bei den dazugehörigen Flugkarabinern leider keine Seltenheit und die Wichtigkeit, diese regelmäßig zu tauschen, kaum verbreitet. Wir haben deshalb mit Markus Gründhammer, Paragleitpilot und Begründer der Gleitschirmmarke „Skyman“ über den richtigen Umgang mit der Thematik gesprochen: Welch immense Belastung im Flug auf Flugkarabiner wirkt, welche Karabinermaterialen und -verschlüsse sich zum Fliegen am besten eignen und was ihr beim Tauschen von Flugkarabinern beachten müsst, haben wir hier für euch zusammengetragen. 


Besondere Belastung bei Flugkarabinern

Karabiner ist Karabiner – oder? Da müssen wir euch enttäuschen, ganz so einfach ist es leider nicht. Abgesehen von den unterschiedlichen Anwenderanforderungen wie Material, Form, Gewicht und Verschluss von verschiedensten Karabinern, muss bei Flugkarabinern noch eine andere Besonderheit beachtet werden: die Problematik der so genannten „Dauerschwingbelastung“. Während die Kraftverteilung beim Karabiner im Bergsport nämlich relativ gleichmäßig verläuft, wirkt beim Fliegen durch Vibrationen, Schwingungen und ständigen Lastwechsel eine dauerhafte, ungleichmäßige Kraftverteilung auf den Karabiner, die diesen zusätzlich belastet und das Material schwächt. Eine Belastung auf den Karabiner hat zur Folge, dass das Schnapperspiel auf Null reduziert wird und der schwächere Karabinerschenkel (Schnapper-Seite) Last aufnimmt. Bei Entlastung kehrt der Karabiner in seine Ausgangsform zurück und gewinnt wieder an Schnapperspiel. Dieser ständige Wechsel von Be- und Entlastung wird Dauerschwingbelastung genannt. Der Schwingbruch, der durch die Dauerschwingbelastung entsteht, ist dabei die größte Gefahr, die zum Versagen eines Flugkarabiners führen kann. Zusammen mit dem natürlichen Alterungsprozess des Materials und der Regelmäßigkeit sowie Intensität der Anwendung (Stichwort G-Kräfte bei Flugmanövern) birgt die Verwendung von Flugkarabinern über die empfohlene Dauer hinaus somit ein nicht einschätzbares Risiko für jede/n Flugsportler/in. Bis dato gibt es jedoch noch keine Zertifizierung, die sich speziell an die Anforderungen von Flugsportkarabinern richtet. Wir haben bei Gleitschirmpilot Markus Gründhammer aka Skyman nachgefragt. Seit über 35 Jahren ist die Luft sein Arbeits- und Spielplatz – und das fast tagtäglich. Mit seinen Flugkarabinern gab es noch nie Zwischenfälle: 

„Ich tausche meine Alu-Flugkarabiner ganz unabhängig von den Empfehlungen eines jeden Herstellers ausnahmslos jedes Jahr aus. Das muss ich mir leisten, das muss mir mein Leben einfach wert sein. Vor allem bei Tandem- und Acropilotinnen und -piloten (Acro = Fliegen von akrobatischen Flugfiguren mit einem Gleitschirm) sind der Gebrauch und somit die Belastung auf den Karabiner immens höher als bei Solo-Fliegerinnen und -Fliegern – insbesondere beim Acro-Fliegen wirken extreme G-Kräfte, die den Karabiner belasten. Gerade dort, wo mit dem Fliegen auch Geld verdient wird bzw. Passagiere befördert werden, bin ich der Meinung, dass es hier Grenzen braucht und es verpflichtend sein sollte, die Flugkarabiner regelmäßig zu tauschen.“


Aluminium- oder Edelstahl-Karabiner?

In erster Linie stellt sich beim Flugkarabiner die Frage nach dem passenden Material: Aluminium oder doch lieber Edelstahl? Durch die immer größer werdende Nachfrage nach Gewichtsreduktion bei Gurtzeugen und Schirmen finden vor allem Flugkarabiner aus hochfestem Aluminium, das auch im Flugzeugbau verwendet wird, bedingt durch ihr geringes Gewicht berechtigterweise großen Anklang. In Anbetracht des Problems der Dauerschwingbelastung wäre es jedoch grundsätzlich sinnvoll, sich für einen Edelstahl-Flugkarabiner zu entscheiden. Dieser ist zwar schwerer, kann aber durch seine höhere Bruchdehnung viel mehr Schwingungen aufnehmen als ein Aluminium-Karabiner.

Die Bruchdehnung meint hierbei die Verformungsfähigkeit eines Werkstoffs, die besonders bei ständigen Karabiner-Lastwechseln im Flugsport von Bedeutung ist: Durch die geringe Bruchdehnung des Aluminium-Karabiners (12%) verformt sich dieser nur minimal, bevor er ruckartig bricht (Schwingbruch). Edelstahl-Karabiner mit einer Bruchdehnung von 50% dehnen sich hingegen zuerst sichtbar aus und ziehen sich in die Länge, bevor es zu einem Bruch kommt. Grundsätzlich ist auch die Bruchkraft von Edelstahl höher als jene von Aluminium: So hat zum Beispiel der AUSTRIALPIN STRATUS INOX Flugkarabiner in Edelstahl eine Bruchkraft von 28kN (ca. 2800kg) in Längsrichtung, während der STRATUS in Aluminium-Ausführung eine Bruchkraft von 18kN (ca. 1800kg) in Längsrichtung aufweist. Beim Tandem-Fliegen empfiehlt AUSTRIALPIN durch die Belastung von 2 Personen daher ausschließlich die Verwendung von AUSTRIALPIN Edelstahl-Karabinern, diese sind durch das Kürzel "BI" gekennzeichnet. Beim Solo-Fliegen hat die Pilotin/der Pilot die freie Wahl:

„Natürlich ist das eine reine Gewichtsfrage, vor allem beim Hike&Fly (Hike&Fly = Wandern/Bergsteigen und hinunterfliegen) geht es darum, so wenig Gewicht wie möglich mitzuschleppen. Hätte ein Edelstahl-Karabiner ein geringeres Gewicht, würde sicherlich jede/r diesen bevorzugen. Viele Hike&Fly-Gurtzeuge haben allerdings einen Front-Container (Rettungsschirm ist in einem kleinen Paket mittig vor der Pilotin/dem Piloten platziert), das bedeutet, wenn mir im Worst Case wirklich ein Karabiner bricht bzw. beide Karabiner brechen, verliere ich auch gleichzeitig meinen Rettungsschirm, denn dieser ist mit den Karabinern verbunden.“


Der passende Karabiner-Verschluss

Da während des Flugs wie oben genannt eine ungleichmäßige Kraftverteilung auf den Karabiner sowie eine höhere Lastverteilung auf den schwächeren Karabinerschenkel (Schnapper-Seite) wirken, spielt auch der Verschluss von Flugkarabinern für die Dauerschwingbelastung eine wichtige Rolle. Entscheidend ist hierbei, dass das Schnapperspiel so gering wie möglich gehalten werden sollte und der Karabiner sich nicht öffnet; Schraubverschlüsse können sich durch stetige Vibration öffnen, diese sind daher für den Flugsport gänzlich ungeeignet. Im Gegensatz zu Bergsportkarabinern gibt es jedoch keine eigene Norm für Flugkarabiner, somit kann die Problematik der Dauerschwingbelastung nicht mittels eines standardisierten Tests überprüft werden. Für den AUSTRIALPIN STRATUS Karabiner mit Slide-Autolock Verschluss, der ausschließlich für die Verwendung von 25mm Flachbändern konzipiert ist, wurde jedoch für die Gewährleistung der Sicherheit ein eigens definierter Test von einem unabhängigen Prüfinstitut durchgeführt. Dabei wird der Karabiner zwischen zwei passenden Gurtbändern eingehängt: Da bei diesem Karabiner das Schnapperspiel so gering wie möglich gehalten wurde, fängt der schwache Schenkel bei geringer Belastung an mitzutragen. Somit können Lastwechsel, die das Material schwächen, auf ein Minimum reduziert werden und ein Öffnen des Schnappers durch Vibration bzw. Schwingungen während des Fluges ist nicht mehr möglich. Eine spezielle Kunststoffvorrichtung („Keeper“) beim AUSTRIALPIN STRATUS Karabiner sorgt dabei dafür, dass sich die Gurtbänder in die richtige Position legen und dort auch nicht mehr verrutschen. Viel Sicherheit bei wenig Gewicht! 


Der richtige Umgang mit Flugkarabinern

„Das Problem liegt definitiv darin, dass Pilotinnen und Piloten zu wenig über die Thematik informiert sind: Vor allem die Problematik der Dauerschwingbelastung müsste in den Medien bzw. einschlägigen Magazinen mehr kommuniziert werden“ 

meint Markus Gründhammer auf die Frage, warum es überhaupt passieren könne, dass Flugkarabiner jahrelang (oder gar jahrzehntelang) verwendet würden, ohne auch nur einmal ausgetauscht zu werden. Was gilt es nun also bei der Verwendung von Flugkarabinern zu beachten? Wann müssen Flugkarabiner spätestens getauscht werden? Für den Gebrauch von AUSTRIALPIN Flugkarabinern empfiehlt AUSTRIALPIN generell den Austausch derselben – egal, ob Alu oder Edelstahl – nach 1500 Flugstunden oder 5 Jahren, je nachdem, was schneller eintrifft. „Bei Kontakt mit Salzwasser und/oder Sand tausche ich die Karabiner sowieso lieber gleich aus“, meint Markus. Weiters gilt es, auf die richtige Gurtbandbreite zu achten: AUSTRIALPIN garantiert die Stärke der Karabiner nur, wenn diese mit den richtigen Gurtbändern verwendet wird. Ebenso unterscheidet AUSTRIALPIN zwischen Karabinern, die nur für eine Person (gekennzeichnet durch das Kürzel "MONO") oder für Tandems (gekennzeichnet durch das Kürzel "BI") geeignet sind – für Flüge mit zwei Personen werden von AUSTRIALPIN ausschließlich AUSTRIALPIN Edelstahl-Karabiner empfohlen. 

Wann habt ihr eure Flugkarabiner zuletzt getauscht? Habt ihr sie überhaupt schon einmal getauscht? Sollte es an der Zeit dafür sein, hoffen wir in jedem Fall, euch jetzt zu einem regelmäßigen Karabinertausch und bewussterem Umgang motiviert zu haben! Ihr habt noch Fragen zur Thematik? Immer her damit! Schreibt uns gerne auf unseren Social-Media-Kanälen oder schickt uns eine E-Mail an office@austrialpin.at, wir helfen euch gerne weiter!

In diesem Sinne wünschen wir euch einen guten Flug und viele unvergessliche, schöne – aber vor allem sichere – Momente in der Luft! :) 


Übersicht über unsere Flugkarabiner

 STRATUSSTRATUS INOXSTRATUS SLIMROCKETPOWERFLY
MaterialAluminiumEdelstahlAluminiumAluminiumEdelstahl
Gurtbandbreite25mm25mm25mm14mm/20mm25mm/45mm
Mono/BiMonoMono/BiMonoMonoMono/Bi
VerschlussSlide-AutolockSlide-AutolockSlide-AutolockSlide-AutolockSlide-Autolock
Keeper*JaJaNeinNeinNein
Bruchkraft längs18 kN28 kN18 kN22 kN26 kN
Gewicht64g130g60g65g139g

*Mono: nur für 1 Person geeignet; Bi: für Tandem geeignet
*Kunststoffvorrichtung, um das Verrutschen des Tragegurts zu verhindern

Achtung: Die maximale Gebrauchsdauer aller Flugkarabiner ist ab Erstbenutzung nach 1500 Flugstunden oder 5 Jahren erreicht!

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