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Prime Time:

Neue 5-Sterne-Route im Karwendel

"Habe ich dir schon die Fotos von diesem Wochenende gezeigt? Es war wieder einmal gewaltig!", sagt unser Produktmanager und Kletter-Maniac Peter aka Peter Parker mit funkelnden Augen, als er (nicht nur einmal) in der Mittagspause von seinem "neuen Baby" erzählt und gleich sein Handy zückt. Die Freude über sein Einbohr-Projekt an einer vielversprechenden Wand im Karwendel, an dem er mit seinem Freund Klaus schon seit einiger Zeit arbeitete, steht im sichtlich ins Gesicht geschrieben. Beim Ansehen der Fotos verstehen wir auch ziemlich schnell, warum Peter sich wie ein kleines Kind im Süßigkeitenladen freut – die Tour macht ihrem Namen "Prime Time" wirklich alle Ehre! Mittlerweile ist sie fertiggestellt und bereit, von anderen Kletter-"Narrischen" wiederholt zu werden. Die Geschichte zur Route, von der ersten Idee über die Entwicklung bis hin zur Erstbegehung inklusive Topo hat uns Peter freundlicherweise in folgendem Bericht zusammengeschrieben. Und Action!

Prime Time:

Was wirklich zählt

In meiner „Sturm und Drang Zeit“ kletterte ich oft alles, was mir unter die Finger kam. Große Namen waren mir wichtig und je mehr man sich gefürchtet hat, desto besser. Aber mit zunehmendem Alter und familienbedingt weniger freier Zeit zum Klettern wird man wählerischer. Der Anspruch an die Routenwahl hat sich stark geändert und eigene Linien zu erschließen, gehört mittlerweile für mich zum Besten, was der Klettersport zu bieten hat. Dabei ist der gesamte Prozess für mich wichtig – von der Suche nach einer schönen Wand mit gutem Felsen, dem Finden einer interessanten Linie, dem Erstbegehen selbst und schlussendlich dem Klettern der eigenen Tour. Das Beste für mich dabei ist, wenn auch andere meine Touren wiederholen und sie ihnen gefallen.

Idee und Umsetzung

Ich kannte die Repswand im Nordtiroler Karwendel durch Wiederholungen von zwei tollen Touren von Reini Scherer. Zwar war Heinz Zak schon in den 80iger-Jahren dort ein paar klassische Linien geklettert, diese gerieten aber bald in Vergessenheit. Erst Reini Scherer erweckte diese Wand zu einem späteren Zeitpunkt aus ihrem Dornröschenschlaf und hinterließ mit seinen dort eröffneten Linien perfekte Touren in bestem Felsen für Wiederholer mit hohen Ansprüchen. Dabei stimmen in diesem Gebiet alle Faktoren wie ein verträglicher Zustieg mit dem Rad (bzw. dann noch kurz zu Fuß), die grandiose Felsqualität, die sommertaugliche Wandausrichtung und die tollen Touren. Vor allem die Route „Single Trail“ sticht als Neoklassiker heraus und wird (zu Recht) entsprechend oft wiederholt. Die große Unbekannte, die große Platte, blieb jedoch bis dato unbeachtet und unberührt. Nach genauem Wandstudium wollte ich es einfach wissen und hier mein Glück versuchen.

Als Partner für dieses für mich anspruchsvolle Vorhaben kam da nur mein Freund Klaus in Frage. Mit ihm verbinden mich viele schöne Tage im Fels und auch einige im Eis und im Schnee – wir verstehen uns einfach blind. Somit gingen wir dieses Projekt im Sommer 2019 an. Nach drei Tagen Bohrarbeit konnten wir die direkte Linie von unten einbohren und uns glücklich und zufrieden die Hände schütteln. Auf Grund der zu erwartenden Schwierigkeiten der direkten Linie entschlossen wir uns noch beim Abseilen, eine zusätzliche Umgehungsvariante „light“ linkerhand (von oben) einzubohren. Leider schafften wir es terminlich nicht mehr, im selben Jahr einen Kletterversuch in „unserer Linie“ zu starten.

Die Erstbegehung

Im Sommer 2020 musste sich Klaus dann einer Knieoperation unterziehen und wir konnten unser Projekt leider nicht gemeinsam abschließen. Er bewies mir aber seine Großzügigkeit, indem er mir seinen Segen gab, die Tour mit anderen zu probieren (Das rechne ich ihm sehr hoch an!). Gemeinsam mit Catherine Laflamme, Armin Fuchs und Oliver Rohrmoser war es dann im Juli 2020 soweit – wir hatten einen super Klettertag in dieser grandiosen Linie, dabei konnten einige Seillängen befreit werden. Es hat allen sichtlichen Spaß gemacht und was mir besonders wichtig war: Alle waren von der Schönheit der Tour, der Felsqualität und der Linie begeistert. Armins Worte „Es ist eine richtige Beauty!“ waren dabei wie ein Ritterschlag und eine echte Ehre für mich!

Cathy und ich versuchten uns dabei an der Umgehungsvariante, Armin und Oli probierten die Direktlinie. Während ich schon vor der Schlüssellänge schon ziemlich erledigt war, kämpfte Cathy sich die Länge im Vorstieg hinauf. Ohne sie hätte ich an diesem Tag wohl nicht den Ausstieg gesehen – danke nochmal fürs Raufziehen :). Was mir besonders getaugt hat: Armin konnte alle Züge in der schweren Direktvariante entschlüsseln; ich würde sie laut seinen Aussagen vorsichtig im Bereich 8b/+ einschätzen. Am Ausstieg angekommen, haben wir dann verdient mit einem Gipfelschnaps angestoßen.

Tipps für Wiederholer

Die erste Seillänge startet überraschend tricky und tendiert vom Wandfuß weg für 5-10m zu Nässe. Sie trocknet aber auch oft innerhalb eines Tages wieder gut ab. Für die direkte Schlüssellänge braucht man ca. 16 Expressschlingen (eine davon sollte man verlängern für den Rotpunktversuch). Prinzipiell ist diese gut zu klettern, nur im Riss befindet sich noch etwas Erde, die man aber mit einer Drahtbürste gut wegputzen kann. Grundsätzlich sind die Felsqualität und die Linie einfach der Hammer! Man klettert oft an den einzig kletterbaren Strukturen, links und rechts der Linie scheint die Wand oft für 30, 40m strukturlos zu sein. Es ist wirklich spektakulär! :) Ich habe noch vor, in der Umgehungsvariante ein, zwei Haken umzusetzen und die Schlüssellänge(n) noch etwas zu putzen.

Der Name der Route, „PRIME TIME“, soll darauf anspielen, dass es sich hier wirklich um ganz großes Kino handelt – meiner Meinung nach eine 5-Sterne-Tour, denn viel besser kann es in diesem Gelände einfach nicht werden. Es sei hierbei jedoch angemerkt, dass die Tour sehr (!) technisch und ausdauernd ist. Über weite Strecken ist gute Körperspannung gefragt. Außerdem sollte mit einem Schuh mit guter Spannung in die Tour eingestiegen werden, sonst wird’s ein echter Prüfstein für die Wadenmuskulatur. Es handelt sich aber nie um „Plattenkletterei“, sondern vielmehr um sehr diffizile Wandkletterei, bei der man oft gut stehen muss.

Die erste Rotpunktbegehung beider Varianten (die 7c+/8a und die 8b/+) stehen noch aus. Dennoch möchte ich die Tour hiermit für stärkere Leute frei geben. Ich denke sie gehört zu den schönsten (und schwersten) Touren im Einzugsgebiet rund um Innsbruck. Sollte sie mal wiederholt oder gar rotpunkt-geklettert werden, würde ich mich sehr über Feedback freuen!

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