Christoph, die erste und wichtigste Frage: Warum denn überhaupt die Antarktis?
Die Antarktis ist der Kontinent der Rekorde: Der südlichste, abgelegenste, menschenärmste, schneereichste, trockenste, kälteste, windigste und friedlichste Kontinent. Die Hochgebirge Antarktikas sind für Bergsteiger heute weitestgehend das, was der Himalaya in den 1960er und 1970er Jahren war: Hier findet man noch ganze Gebirgszüge und -massive, in die noch nie ein Mensch vorgedrungen, geschweige denn alpinistisch tätig gewesen ist. Wer sich hier mit Schi, Schlitten und Zelt aussetzt, ist vollkommen auf sich allein gestellt in der größten Eis- und Schneewildnis des Planeten. Hier lässt sich Neuland erkunden, Neugierde stillen, Einsamkeit erleben.
Die „Klassiker-Frage“, die in diesem Fall aber doch spannend ist: Wie war das Wetter? Und was habt ihr überhaupt gegessen?
Insgesamt war uns der antarktische Sommer heuer sehr gewogen und wir blieben vor allem von einem schweren katabatischen Sturm verschont. Das sind schwere Fallwinde, die ohne Vorwarnung entstehen, wenn eisig kalte, schwere Kaltluft vom zentralen Südpolarplateau zu den Kontinentalrändern hin abfließt, wo sie durch Eisabdachung und Düseneffekte in den Gebirgen auf weit über 100 km/h beschleunigt wird. Wir hatten traumhaftes Südpolarwetter mit vergleichsweise angenehmen -15°C untertags, aber klirrenden -30°C in der "Nacht", erlebten aber auch White Out und sogar einige Zentimeter Neuschneefall mit trockenstem Pulver – eine absolute Seltenheit im Inneren Antarktikas. Unsere Nahrung bestand einerseits aus dehydrierter Expeditionstrockennahrung aber auch aus „handfesten“, energiereichen Lebensmitteln wie Speck, Parmesan, Trockenbrot, Schokolade, Nüssen und Trockenfrüchten.
Wie würdest du das Gebiet, in dem ihr unterwegs wart, beschreiben und welche Gipfel habt ihr dort bestiegen?
Dronning Maud Land und seine Teilregion Neuschwabenland sind ein wahres Traumland. Hier durchbrechen gigantische Felstürme wie riesige Kathedralen oder Raketen den mächtigen südpolaren Eispanzer. Viele Berge sind unbenannt, die meisten unbestiegen. Es gelang uns, die nördlichen Holtedahlberge mit Schi und Polarschlitten zu umrunden und drei aussichtsreiche Berggipfel, zwei davon als erste Menschen überhaupt, zu besteigen. Ihrem Aussehen nach haben wir die Berge „Schneekrone“, „Schneeglocke“ und „Würfelturm“ benannt.