Unser Teammitglied Christoph Höbenreich wagte sich 2023 erneut ins eisige Herz der Antarktis. Das Wohlthatgebirge war das Ziel zweier Polarexpeditionen nach Neuschwabenland. Besser bekannt unter der norwegischen Bezeichnung Dronning Maud Land oder international Queen Maud Land. Gemeinsam mit Ruppert Heim durchstreifte der erfahrene Tiroler Berg- und Polarführer im Januar 2023 drei Wochen lang die abgelegene Wildnis der westlichen Teilregion der Humboldt- und Petermannberge. Und im November 2023 gelang ihm mit seinem neuseeländischen Bergführerkollegen Mike Roberts die zweite Besteigung des Ritschergipfels, des höchsten Berges im östlich gelegenen Otto-von-Grubergebirge. Dabei erlebte er die gnadenlose Wildnis aber auch die faszinierende Schönheit und die eisige Stille inmitten der großteils noch immer unbetretenen Hochgebirgswelt des südlichsten Kontinents Antarktika.
Stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen abseits bekannter Routen und Wege trieb Christoph der Reiz des Unbekannten an, das Wohlthatgebirge mit Schi, Schlitten und Zelt zu erkunden. Die Einsamkeit und Stille dieser abgeschiedenen Region bezeichnet er als einige der wertvollsten Momente und Erlebnisse seines Lebens. Die größten Windkolke der Erde, die gefrorenen Eisozeane der von Stürmen blankgefegten Blaueisgletscher, bizarr verwitterte Felsgipfel, neue Gebirgspässe und einige der höchsten Gipfel der Region weckten Neugierde und Abenteuergeist. Mit seinen Expeditionspartnern erlebte er die unbeschreibliche Schönheit, aber auch die unbarmherzige Wildheit des Kontinents der Extreme. Bei katabatischen Polarstürmen mit über 100 km/h im Eis zu campieren oder bei Temperaturen von minus 32 Grad Celsius und einem Windchill von gar minus 50 Grad Celsius völlig auf sich allein gestellt in den südpolaren Hochgebirgen unterwegs zu sein, fordert große Vorsicht, beste Ausrüstung, viel Erfahrung und starke Nerven.
Das Highlight der ersten Reise bildete die Besteigung von namenlosen Gipfeln und eines überraschenden Nunataks, einer aus dem Eismeer ragenden Felsinsel, die dann als Nanunatak sowie Nanukspitze und Denalispitze benannt wurden. Polare Hochgebirgsluft geschnuppert erreichten Christoph und Ruppert von ihren mobilen Basislagern aus auch noch den Nicksfjell und den Sphinxkopf. Die beiden aussichtsreichen Felsspitzen wurden bereits von Norwegischen Abenteurern und Wissenschaftern von den Polarstationen der nahegelegenen Schirmacher Oase aus bestiegen und markiert.
Das alpinistische Ziel der zweiten Reise im Rahmen einer internationalen, von Christoph geleiteten Erkundungsexpedition war der höchste Gipfel im Otto-von-Grubergebirge, der 2791 Meter hohe Ritschergipfel. Der weithin sichtbare Berg wurde von der Deutschen Antarktischen Expedition 1939 entdeckt und nach ihrem Leiter, Kapitän Alfred Ritscher, benannt. Wagemutig wurde damals die bislang unbekannte ostantarktische Gebirgsregion, die man „Neuschwabenland“ taufte, durch zwei vom Mutterschiff Schwabenland katapultierte Dornier Wal Flugboote erkundet und aus ihren offenen Cockpits heraus mit schweren Luftbildkameras dokumentiert. Eine herausragende, heute fast vergessene Pionierleistung! Die Erstbesteigung des Berges gelang 1991 den beiden deutschen Wissenschaftern der einstigen DDR Georg Forster Station Wieland Adler und Gerold Noack in einem langen Tag vom Untersee ausgehend. Im Zuge der Geomaud-Expedition 1996 landeten dann der deutsche Geologe Joachim Jacobs und der steirische Bergführer Joe Rainer mit einem Hubschrauber in der Nähe des Gipfels und stiegen in wenigen Minuten zum höchsten Punkt. Christoph und Mike erkundeten schließlich mit Schi und Steigeisen bei klirrenden Verhältnissen eine neue Route über die Ostflanke des Berges und erreichten den Gipfel am 6. November 2023, wo sie in einem Steinmann die Notiz mit der Routenbeschreibung der Erstbesteiger fanden. Der erhabene Gipfel und die glasklare, extrem trockene Polarluft boten eine über 200 Kilometer weite Fernsicht über die Hochgebirge Neuschwabenlands hinaus bis zum Südpolarplateau. Der Ausblick vom Ritschergipfel ist ein sehr exklusives Erlebnis, denn bisher standen erst sechs Menschen auf diesem abgelegenen Berg, mehr als tausendfach weniger als am Mount Everest.
Der südlichste, kälteste und trockenste aber auch sauberste und friedlichste aller Kontinente zeigte Christoph Höbenreich wieder völlig neue und überraschende Seiten. Mit seiner Polarerfahrung und Ortskenntnis von bislang sieben Expeditionen nach Neuschwabenland tüftelt Christoph bereits an einem Plan für eine neue Expedition in sein polares Traumland im fernen Süden. Man darf gespannt sein – und sich bei Interesse an einer Teilnahme gerne bei ihm melden. (christoph.hoebenreich(a)aon.at)